April 2018┃10 Dinge, die ich in Deutschland vermissen würde

Teil 5 meiner kleinen April-Serie handelt von den 10 Dingen, die ich vermissen würde, wenn ich wieder in Deutschland wäre. Dazu gehören natürlich die Sonne und Izmirs großartiges Klima, aber auch noch ganz andere Kleinigkeiten, die mich selbst überrascht haben. Ich hätte vor mehr als 3 Jahren nicht gedacht, dass ich den chaotischen Verkehr hier mal liebgewinnen könnte! :)


1. Öffnungszeiten - Die meisten Geschäfte sind in der Türkei von 8 bis 24 Uhr geöffnet. Jeden Tag. Bäcker haben in der Regel 24 Stunden lang offen. Es kann ja immer ein Brot-Notfall eintreten. :) Da mein Mann 6 Tage pro Woche arbeitet, gehen wir meistens am Sonntagvormittag einkaufen. Unsere Tochter ist ja Frühaufsteherin! Immer wenn ich in Deutschland bin, vermisse ich die türkischen Öffnungszeiten.

2. Obst aus dem Garten - In der ganzen Türkei gibt es Obst- und Gemüseanbaugebiete, aber gerade die Gegend rund um Izmir hat besonders fruchtbaren Boden. Meine Schwiegereltern haben ein unbebautes Grundstück, auf dem Mandarinen-, Orangen-, Zitronen-, Birnen-, Granatäpfel- und Kakibäume stehen. Außerdem bauen sie Auberginen, Zucchini, Zwiebeln, Tomaten, Gurken und Paprika an. In unserem kleinen Garten steht ein Pflaumenbaum. Frisches Obst und Gemüse aus dem Garten würde ich in Deutschland auf jeden Fall vermissen.

3. Sonne - :) Total klischeehaft, aber ein Leben mit deutlich weniger Sonne kann ich mir kaum noch vorstellen! Selbst in den Monaten mit den wenigsten Sonnenstunden, also im November, Dezember, Januar und Februar, haben wir hier in Izmir immer noch 4-5 Stunden Sonne pro Tag. Witziger Weise neige ich trotzdem noch dazu, erstmal enttäuscht zu sein, wenn es regnet. Da Regen hier aber selten länger als 48 Stunden anhält (im Winter), ist das alles aushaltbar. ;)

4. Dolmuş - Dolmuş heißen die kleinen türkischen Busse, die mehr oder weniger wie ein Sammeltaxi funktionieren. Sie haben feste Routen und nehmen jeden mit, der sie vom Straßenrand aus anhält. Zum Aussteigen sagt man einfach laut, wo, also zum Beispiel an der Ampel, vorne beim Bäcker oder beim Einkaufszentrum, man aussteigen will und der Fahrer hält dort an. Eine Fahrt im Dolmuş ist günstiger als im Linienbus und die Kleinbusse kommen auch viel häufiger als der normale Bus. Der Fahrpreis ist abhängig von der Strecke, die man mitfährt. Man sagt beim Einsteigen an, wo man hin möchte und bezahlt dementsprechend. Das Wort "dolmuş" bedeutet voll. Die Busfahrer verdienen pro Fahrgast und deshalb sind die kleinen Busse immer so voll wie möglich. Ich musste auch schon mal in die Knie gehen, als wir an einer Polizeikontrolle vorbeifuhren. Eigentlich ist Stehen im Dolmuş nämlich nicht erlaubt. :)

5. Maulbeeren "dut" - Im besagten Garten meiner Schwiegereltern gibt es auch einen Maulbeerbaum. Bevor ich in der Türkei gelebt hatte, kannte ich das Wort "Maulbeere" nur aus Kleidungsetiketten, wenn in der Kleidung Maulbeerbaum-Seide enthalten war. Die Maulbeere an sich ist total lecker, sieht optisch wie eine Brombeere aus und hat einen ganz eigenen Geschmack. Der Baum trägt das Obst Anfang bis Mitte April und ist somit zum Frühlingsboten für mich geworden. Letztes Jahr habe ich zum ersten Mal Maulbeermarmelade gekocht und auch die war total lecker.

6. Nachbarn - Türkische Nachbarschaft ist etwas ganz Besonderes. Wir leben etwas außerhalb von Izmir und haben in unserer Nachbarschaft nur Einfamilienhäuser. Aber auch in Mietshäusern und Mehrfamilienhäusern haben die Nachbarn einen größeren Stellenwert als in Deutschland. Wenn mir irgendeine Zutat fehlt, egal welche, weiß ich, dass ich immer zu meinen Nachbarinnen gehen kann und wenn sie diese Zutat zu Hause haben, geben sie sie mir auch in jedem Fall. Brauche ich zum Beispiel ein Ei, geben sie mir mindestens zwei mit. Vielleicht wird ja noch ein zweites gebraucht. :) Vor kurzem war abends plötzlich die Gasflasche unseres Herdes leer, als ich gerade dabei war, Nudeln zu kochen. Ich rief meine Nachbarin an (gegen 21 Uhr) und es war für sie überhaupt kein Problem, dass ich schnell rüberkam und meine Nudeln bei ihr fertig kochte. :)

7. Nationalhymne - In der Türkei hört man die Nationalhymne viel häufiger als in Deutschland. Für mich gehört sie inzwischen zum Alltag dazu. In Hörweite unseres Hauses sind zwei Schulen und die türkische Schulwoche beginnt und endet mit der Türkischen Nationalhymne. Montagsmorgens verpasse ich sie meistens, aber am Freitagnachmittag sind wir fast immer draußen und hören uns die Hymne an. Dann ist so richtig "offiziell" Wochenende. :)

8. Verkehr - Natürlich meckere ich oft über den türkischen Straßenverkehr und das Verhalten vieler Autofahrer, Radfahrer und Fußgänger hier. Trotzdem würde ich etwas vermissen, wenn ich wieder in Deutschland Auto fahren würde. Wie sagt mein Mann so schön: In Deutschland kann man quasi schlafend fahren. Es ist so ruhig und nie passiert etwas! :) Stimmt genau.

9. Wasser- und Milchmann - Super praktisch und für uns unverzichtbar geworden. In der Türkei hat man zu Hause große Behälter mit Trinkwasser. Da kaum jemand die 19 Liter Gefäße selbst transportieren geschweige denn in die Wohnungen tragen kann, ruft man hier bei dem zuständigen Wassermann seiner Lieblingsmarke an und das Wasser wird bis an die Wohnungstür gebracht. Auf Wunsch, bei älteren Menschen und Schwangeren kann man sich das Wasser auch direkt in die Küche stellen lassen. Für frische Milch gibt es das gleiche System. Da ruft man den Milchmann an und gibt die ungefähre Menge an, die man haben möchte. Er kommt dann vorbei und liefert die frische Milch bis an die Wohnungstür.

10. Lebendigkeit - Izmir ist eine total lebendige, bunte Stadt der Türkei. Hier gibt es viel Gewusel, Durcheinander und Herzlichkeit. Selbst in Berlin, einer Stadt, die ich immer als international und pulsierend empfunden habe, vermisse ich manchmal die Lebensfreude, der man in Izmir ständig begegnen kann. :) Ich lebe total gerne hier!

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