April 2018┃10 Dinge, an die ich mich ganz schnell gewöhnt habe

Weiter geht es mit dem zweiten Artikel meiner kleinen April-Serie über die Dinge, an die ich mich in der Türkei ganz schnell gewöhnt habe. So schnell, dass ich mich in Deutschland manchmal zurückhalten und daran erinnern muss, dass Einiges doch ganz anders ist.


1. Hupen - Im Türkischen Straßenverkehr wird ständig und andauernd gehupt. Ein Auto ohne funktionierende Hupe ist quasi undenkbar. Man hupt, um sich zu bedanken, um anzukündigen, dass man kommt, um sich zu verabschieden oder auch um Fußgänger und andere Autofahrer zu warnen. Da Verkehrsregeln hier so interpretiert werden, wie jeder sie gerade braucht, geht es wirklich nicht ohne zu hupen. Ich fahre hier noch nicht lange Auto und trotzdem muss ich mich zusammenreißen, in Berlin nicht impulsiv drauf los zu hupen, weil ich mich schon so daran gewöhnt habe! :)

2. Lautstärke - In der Türkei geht es viel lauter zu als in Deutschland. Das gilt für alle Lebensbereiche. Trifft man sich mit der Familie, darf möglichst keine Stille entstehen, weshalb oft der Fernseher läuft, auch wenn sich 10 Personen angeregt (und laut) unterhalten. Es ist also laut. Genauso ist es in Türkischen Restaurants, Geschäften und Supermärkten lauter als in Deutschland. Oft gibt es von irgendwo eine Dauerbeschallung, zusätzlich sprechen die meisten Türken auch lauter, als es in Deutschland üblich ist. Türkische Schulen sind generell nicht zu überhören. Anfangs fand ich das merkwürdig, jetzt finde ich es in Deutschland leise.

3. Schuhe ausziehen - Wenn man in der Türkei eine Wohnung oder ein Haus betritt, zieht man die Schuhe aus. Das gehört sich einfach so. Ich habe mich ganz schnell daran gewöhnt und mache das jetzt automatisch immer. Manchmal findet man seine Schuhe kaum wieder, wenn es irgendwo besonders voll ist (zum Beispiel bei Besuchen während der Feiertage, nach Beerdigungen oder zur Geburt). Meistens helfen einem aber die Gastgeber und zwischendurch werden die Schuhe der Besucher immer mal wieder geordnet und in Paaren aufgereiht.

4. Stromausfälle - Hier in der Türkei fällt wirklich oft ohne jegliche Vorankündigung für unbestimmte Zeit der Strom aus. Anfangs war das der totale Aufreger für mich. Sowas geht doch nicht! Jetzt nehme ich es mit Humor und bin vorbereitet. Wir haben eine Akkulampe zu Hause, falls es dunkel ist, wenn der Strom ausfällt. Sonst sehe ich zu, dass tagsüber auf jeden Fall alle elektrischen Jalousien offen sind und dass mein Handyakku immer mindestens 20 % Ladung hat. Wenn ich am Laptop etwas schreibe, rettet mich der Akku und ich speichere so oft wie möglich zwischen. Man gewöhnt sich an alles! :)

5. Standardgrößen - Everything is bigger in ... Turkey! :) Gerade Lebensmittel haben hier in der Türkei andere Abpackungen als in Deutschland. Größere! Mehl zum Beispiel kann man im normalen Supermarkt als 1 kg, 2 kg oder 5 kg Paket kaufen. Oliven- und Sonnenblumenöl gibt es in 5 Liter, 10 Liter und 15 Liter Abpackungen. Hefewürfel nur im 5er oder 10er Pack. Ein normales Stück Butter wiegt 500 g und ein großes 1 kg. Gerade die Sache mit der Hefe hat mich wirklich gewurmt. Ich hasse es, etwas wegzuwerfen und wollte keine 5 riesigen Hefezöpfe, 10 Bleche Pizza oder ähnliches backen. Inzwischen weiß ich, dass man Hefe einfrieren kann und das Problem hat sich erledigt. :)

6. Sommer ohne Regen - In Izmir regnet es von Mitte/Ende April bis Ende Oktober normaler Weise nicht. :) Es kann ab und an mal regnen, aber das sind dann wirklich nur drei Tropfen und die tun tatsächlich gut. Beneidenswert, ich weiß! :)

7. Türkisches Radio -  So wenig, wie ich Türkisches Fernsehen mag, so sehr mag ich Türkisches Radio. Beim Frühstück und beim Abendbrot hören wir immer eine bestimmte Sendung, in der ein Moderator das aktuelle Geschehen in der Türkei kritisch unter die Lupe nimmt. Sonst läuft bei uns meist PowerFM, besonders samstags und sonntags abends laufen dort tolle Remixe von entspannter Launchmusik. Ich bin mir ziemlich sicher, dass das Radiohören sich positiv auf mein Türkisch ausgewirkt hat.

8. Gece Pazarı - Wenn es hier in Izmir auf den Sommer zugeht, beginnt auch die Zeit der sogenannten Nachtbasare. Die Abendmärkte öffnen gegen 20 Uhr und man kann bis Mitternacht entspannt und ohne zu schwitzen draußen seine Einkäufe erledigen. Auf einem Gece Pazarı findet man Kleidung, Accessoires, Haushaltsgegenstände, Haushaltstextilien, Schuhe und jede Menge leckere Snacks. Da ich es im Sommer in den klimatisierten Einkaufszentren fürchterlich finde und wir viel lieber draußen im Schatten sind, ist die Möglichkeit, abends bummeln zu gehen, für mich inzwischen unverzichtbar geworden.

9. Baustellen - Oh man, wird hier viel gebaut! Die Türkische Wirtschaft hängt im Moment sehr an der Bauindustrie und deshalb wird hier überall, wo man hinschaut, gebaut. Es werden Straßen aufgerissen und erneuert, nur um sie ein paar Monate später wieder aufzureißen, weil die Wasserleitungen aufgrund der vielen Neubauten verstärkt werden müssen. Auch Häuser schießen hier im Moment wie die Pilze aus der Erde, gerade bei uns in der Nachbarschaft vergeht kaum ein Tag, an dem man nicht einen Betonmischer sieht.

10. Plastiktüten - In der Türkei bekommt man bei jedem noch so kleinen Einkauf Plastiktüten. Deshalb (und wegen der Leute, die sie wegschmeißen) fliegen sie leider auch überall herum. So praktisch, wie es ist, nie eigene Einkaufstaschen mitbringen zu müssen, so schlecht ist es auch für die Umwelt. Angeblich sollten Tüten ab Anfang dieses Jahres nicht mehr kostenlos erhältlich sein. Ich musste bisher noch bei keinem Einkauf für meine Tüten bezahlen, obwohl es eigentlich gut wäre. Um etwas für die Umwelt zu tun, habe ich jetzt aber endlich meine Einkaufstaschen aus Deutschland, die ich vor 4 Jahren für meinen Umzug mit hier hergebracht hatte, in den Kofferraum meines Autos gelegt. Jetzt muss ich nur noch beim Einkaufen daran denken, die kostenlosen Tüten abzulehnen und im Auto alles in die Taschen zu verstauen. Man gewöhnt sich so schnell an manche Dinge!

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Mai 2018┃Schwanger in der Türkei - 4. Monat

Juni 2018┃Fremdbetreuung, Kindergarten, Tagesmutter in der Türkei

März 2018┃Türkische Erziehung - Teil 1