April 2018┃10 Dinge, die mich in der Türkei überrascht haben

Für den April habe ich mir überlegt, eine kleine Serie zu schreiben mit Artikeln über die 10 Dinge, die mir hier in der Türkei aufgefallen sind, an die mich schnell gewöhnt habe, die mich heute noch stören usw. Den Anfang machen die 10 Dinge, die mich in der Türkei überrascht haben.


1. Weihnachtsdekoration - Ich war total überrascht, als ich im Winter 2012 in Izmir überall Weihnachtsdekoration gesehen habe. Die Einkaufszentren waren geschmückt und sogar die einzelnen Bezirke der Stadt hatten Weihnachtsfiguren und Beleuchtungen an größeren Plätzen angebracht. An Silvester waren wir in Çeşme und trafen dort auf eine Gruppe musizierende Weihnachtsmänner. Unglaublich! Die Türken nennen den Weihnachtsmann Noel babası und stellen Weihnachtsbäume als "Neujahrsbäume" auf. Hätte ich nie gedacht!

2. Media Markt, Deichmann und Co. - Genau wie die Weihnachtsdeko haben mich hier auch die vielen deutschen Geschäfte überrascht. Vor ein paar Jahren gab es hier sogar den Baumarkt "Praktiker" und in Istanbul kann man auch bei "Bauhaus" einkaufen. Deichmann hat sich übrigens als echter Lifesaver herausgestellt, weil man in der Türkei kaum Damenschuhe in Größe 40 findet. Wer eine "noch" größere Schuhgröße hat, muss sich vermutlich in der Herrenabteilung umschauen.

3. "Normalität in Izmir" - In den letzten 3,5 Jahren habe ich mich an Vieles hier in Izmir gewöhnt. Einige Erlebnisse, die mich echt überrascht haben, sind mir aber noch gut im Gedächtnis. Mein Mann wollte besonders vorschriftsmäßig fahren, als meine Mutter zum ersten Mal hier war. Er hielt also an einer roten Ampel an, obwohl kein Gegenverkehr kam. Gerade als wir zum Stehen gekommen waren, fuhr auf der Spur neben uns ein Linienbus mit richtig hohem Tempo über die rote Ampel und hupte uns an, weil wir standen. :) Am gleichen Abend sahen wir ein sehr kleines Baby irgendwann nach Mitternacht, das auf einem Tisch im Restaurant schlief. :) Ganz normal in Izmir!

4. Hilfsbereitschaft - Türken sind sooo hilfsbereit! Vor allem die Hilfsbereitschaft von Menschen, die nur Türkisch sprechen, hat mich total überrascht. Zu Beginn war mein Türkisch noch nicht so gut und ich war auch unsicher, einfach drauf loszusprechen. Trotzdem halfen mir wirklich alle, die ich fragte, so gut sie konnten und die meisten sprachen einfach mit Händen und Füßen. :)

5. Deutsche Produkte in Türkischen Supermärkten - Es gibt nicht nur viele Deutsche Läden hier in Izmir, sondern auch ganz viele Deutsche Produkte in Türkischen Supermärkten. Für mich besonders überraschend war, dass die meisten Produkte komplett Deutsch beschriftet sind. Meistens ist lediglich auf der Rückseite ein kleiner Aufkleber, auf dem alles in Türkisch steht. Manchmal frage ich, wer diese Produkte kauft. Türken, die Deutsch verstehen? Deutsche, die in der Türkei leben? Türken, die die Aufkleber auf der Rückseite lesen? Oder einfach Abenteuerlustige?

6. Bürokratie - Ich dachte immer, Bürokratie ist typisch Deutsch. Leider nicht! Auch hier in der Türkei muss man sich mit jeder Menge unsinniger Bürokratie rumschlagen. Für meine Aufenthaltsgenehmigung und ihre Verlängerung muss ich zum Beispiel jedes Mal unsere Eheurkunde und meine Geburtsurkunde mit dem Antrag zusammen einreichen. Wobei sich natürlich weder an unserer Eheurkunde noch an meiner Geburtsurkunde irgendetwas geändert hat...

7. "eingetürkte Wörter" -In jeder Sprache gibt es Wörter, die ihren Ursprung in anderen Sprachen haben. In Deutsch wären das zum Beispiel "Dessert" oder "Engagement". Der Unterschied zu Türkisch ist, dass wir in Deutsch das Wort meistens komplett übernehmen, sowohl die Aussprache als auch die Rechtschreibung sind so wie in der Originalsprache. In Türkisch ist das ganz anders. Es gibt hier richtig viele "eingetürkte" Wörter, die so geschrieben werden, wie man sie "Türkisch" ausspricht. Als ich noch nicht lange in der Türkei war, konnte ich einige Wörter geschrieben absolut nicht verstehen, wenn ich sie aber gehört habe, wusste ich, was sie bedeuten. :) Dazu gehören Wörter wie "asansör" = Fahrstuhl vom französischen "ascenseur", "otoban" = Autobahn vom deutschen "Autobahn" und "sandviç" = Sandwich vom englischen "sandwich".

8. Fernsehserien - Ich mag das Türkische Fernsehen wirklich nicht. Aber noch viel weniger mag ich Türkische Fernsehserien. Warum? Sie dauern insgesamt, mit allen Werbeunterbrechungen, zwischen 3 und 4 Stunden! Die Serien beginnen um 20:30 Uhr mit einer 30 bis 60-minütigen Wiederholung und Zusammenfassung der letzten Folge. Dann kommt ein Werbeblock, der 10-15 Minuten dauert. Danach beginnt die eigentliche Serie und geht dann mit weiteren Werbeblöcken bis 23:30. Vor den letzten (spannenden) 2 Minuten kommt nochmal ein richtig langer Werbeblock und gegen 00:30 Uhr endet die Serie dann (endlich). Da mich schon die Sache mit der Wiederholung so nervt, gibt es tatsächlich keine einzige Türkische Fernsehserie, die ich mir anschaue. :)

9. Importe - Mir ist erst bewusst geworden, wie viele Deutsche Marken und Produkte es in allen Branchen gibt, als ich in die Türkei gezogen bin. Hier muss man "echte" Türkische Produkte wirklich suchen. Autos sind grundsätzlich importiert und es gibt hier viele Modelle und einige Marken, die ich in Deutschland noch nie gesehen habe. Das Gleiche gilt für viele andere Bereiche. In Baumärkten zum Beispiel findet man Bosch, Black & Decker usw. Die Isolierung unseres Hauses ist von Weber und das, obwohl hier in der Türkei so extrem viel gebaut wird.

10. Erdbeben - Obwohl es normaler Weise nicht meine Art ist, war ich vor meinem Umzug nach Izmir beim Thema Erdbeben wirklich blauäugig. Ich hatte keine Ahnung, dass Izmir in einem Erdbebengebiet liegt und es hier regelmäßig zu Erschütterungen kommt. Mein erstes Erdbeben im September 2014 habe ich verschlafen, es war früh morgens gegen 5 Uhr und ich habe zwar etwas bemerkt, aber gedacht, dass ich geträumt hätte. Beim nächsten Mal im Oktober 2014 war ich wach, es bebte ganz kurz und nicht besonders stark. Ich fand das zwar merkwürdig, aber nicht großartig beunruhigend. Letztes Jahr im Juni bebte es richtig doll in Izmir und seitdem habe ich Angst. Es ist ein wirklich fürchterliches Gefühl, wenn ein Ort an dem man sich sicher fühlt, so wie das eigene Zuhause, plötzlich anfängt zu wackeln.

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