April 2018┃10 Dinge, die mich in der Türkei heute noch stören

Ich konnte mich in den mehr als 3 Jahren in der Türkei an eine Menge Dinge gewöhnen, einige stören mich aber immer noch. Und manche werden es vermutlich auch immer tun. Welche 10 Dinge dies sind, könnt ihr im vierten Teil meiner kleinen Aprilserie lesen... Es gibt nämlich auch bei dauerhaftem Sonnenschein ein paar Kleinigkeiten, die einen nerven können. ;)

1. Müll - Leider, leider, leider liegt in der Türkei wirklich überall Müll herum. Ja, es gibt einen Mülleimermangel und ja, hier wird auch kein Müll getrennt. Das ist für mich aber noch lange kein Grund, dass man deshalb seinen Müll, wo man geht und steht, einfach hinschmeißen kann. Eine fürchterliche Angewohnheit ist das, finde ich. Oft muss ich mich wirklich zusammenreißen, fremde Menschen nicht darauf hinzuweisen, dass Müll in Mülleimer gehört. Hinzu kommt das in meinen Augen absolut Paradoxe: Innerhalb ihrer Wohnungen sind viele Türken wirklich extrem penibel. Oft werden ein Mal pro Woche die Fenster geputzt. (Natürlich so, dass die Nachbarn es auch in jedem Fall sehen.) Genau diese Putzverrückten werden aber außerhalb ihrer eigenen vier Wände zum absoluten Gegenteil und hinterlassen Dreck, wo immer sie gerade sind.

2. Verspätungen - Deutschen wird immer nachgesagt, pünktlich zu sein und ich glaube, viele sind es auch. Türken nehmen das mit der Uhrzeit nicht ganz so genau. Es ist auch manchmal wirklich schwierig, pünktlich zu sein, wenn man hier zum Beispiel mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, vor allem mit dem Dolmuş, unterwegs ist. Ich habe mich an eine gewisse Unpünktlichkeit gewöhnt. Wenn wir aber jemanden zum Essen einladen und diese Personen kommen, ohne sich zu melden, einfach 1-2 Stunden später, dann stört mich das doch immer noch.

3. Spontanität - Genau wie die Verspätungen stört mich auch heute noch die Spontanität der Türken in manchen Bereichen. Manchmal finde ich sie aber auch ganz toll. Allerdings nicht, wenn gegen 22 Uhr unter der Woche abends das Telefon klingelt und sich spontane Besucher ankündigen, mit dem Hinweis sie wären so in 10 Minuten da. Das ist mir als Deutsche einfach zu spontan! Normalerweise hängen wir zu der Zeit im Wohnzimmer ab und gucken irgendwas bei Netflix. Da muss man dann innerhalb von 10 Minuten in vorzeigbare Kleidung springen, das Wohnzimmer kurz aufräumen und Tee kochen, weil der Besuch ja auch etwas angeboten bekommen muss. Dass die 10 Minuten dann aber wieder bis zu einer Stunde werden können, ist für mich immer noch unfassbar.

4. Körperliche Distanz - Körperliche Distanz scheint etwas total Kulturelles zu sein. In Amerika ist der durchschnittliche Abstand zwischen zwei Menschen größer als in Deutschland, in der Türkei deutlich kleiner. Unter anderem auch deshalb gelten Deutsche hier oft als "kalt". Sie fassen nicht alles und jeden sofort an. Für mich selbst habe ich mich inzwischen einigermaßen an die körperliche Nähe hier gewöhnt. Für unsere Tochter gefällt mir das ständige Anfassen und in die Wange zwicken fremder Menschen überhaupt nicht. Gerade bei größeren Kindern sage ich das auch. Ich werde dann oft verständnislos angeschaut, das ist mir aber recht egal. :)

5. "Israr etmek" - "Israr etmek" bedeutet so viel wie überzeugen oder überreden, für mich meistens aufdrängen. ;) Wenn man in der Türkei Gast ist, bekommt man in der Regel viele verschiedene Dinge, die man mal probieren soll und unbedingt gegessen haben muss. Normalerweise finde ich das sehr aufmerksam und bemühe mich auch, alles zumindest zu kosten, da die Gastgeber sich ja viel Mühe gegeben haben. Was ich aber nicht mag, ist, dass wenn ich zum Beispiel sage ich möchte Wasser trinken, mir trotzdem fast zwanghaft Tee, Kaffee, Cola und alle möglichen Dinge immer wieder angeboten werden. Genau das ist "ısrar etmek" und das stört mich. :)

6. Parkgebühren - Izmir ist eine Stadt, die viel Zuzug hat und deren Parkplätze für die Anzahl der vorhandenen Autos und Menschen schon lange nicht mehr reichen. In der Innenstadt gibt es immer mal ein leeres Grundstück, was dann von findigen Pächtern in einen Parkplatz umfunktioniert wird. Auch die Stadt hat inzwischen Parkgebühren in großen Teilen der Bezirke eingeführt. Und diese sind richtig hoch! Außerdem werden sie aufgrund der Inflation ständig und total überraschend erhöht. Wo wir letzte Woche noch für 10 Lira parken konnten, kostete es diese Woche 15 Lira.

7. Gesundheitssystem - Über das Türkische Gesundheitssystem und meine Erlebnisse hier könnte ich Romane schreiben. Nur so viel, sollte ich mich jemals in Deutschland beschwert haben, nehme ich das auf jeden Fall zurück. Deutschland ist Luxus im Vergleich zu dem Chaos und den Kosten, die man hier selbst tragen muss.

8. Klopfen an Toilettentüren - Hier wird an Toilettentüren geklopft. Als mir das das erste Mal passiert ist, wusste ich gar nicht, was ich machen soll. Ich habe panisch mit dem Fuß von innen gegen die abgeschlossene Tür gedrückt, damit bloß keiner reinkommt! Hinterher habe ich mir überlegt, was man denn sagen könnte, wenn so etwas nochmal passiert. "Meşgul" also besetzt oder "dolu" voll? Die richtige Antwort ist "dolu". Allerdings sage ich immer noch nur sehr selten etwas, weil ich die Toilettentür ja abschließe. Was mich stört, sind die Menschen, die die Tür nicht abschließen. Ich klopfe nämlich nie und habe schon so manche Dinge gesehen, die ich lieber nicht gesehen hätte... ;)

9. Plumpsklos / Stehklos - Eine andere, nervige Sache ist die Art der Toilette. Es gibt hier immer noch so etwas wie Plumpsklos oder Stehklos. Im Fliesenboden ist dann ein Bereich vertieft und am Rand gibt es Plätze, wo man seine Füße abstellen kann, um dann sein Geschäft in der Hocke verrichten zu können. Ich kann mich an solche Toiletten nicht gewöhnen und finde es fürchterlich, wenn man selbst in modernen Gebäuden manchmal keine andere Wahl hat, als so eine Toilette zu benutzen.

10. ebay Kleinanzeigen / gebraucht verkaufen -  Ich finde es total schade, dass das Kaufen und Verkaufen von gebrauchten Dingen hier als irgendwie "anrüchig" gilt. Gerade bei Baby- und Kindersachen ist es so praktisch, wenn man auf gebrauchte Dinge zurückgreifen oder nicht benutzte Sachen verkaufen kann. In der Türkei ist das quasi unmöglich, leider.

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