Juni 2018┃Windelfrei! Töpfchentraining / Sauber werden mit 15 Monaten

Seit mehr als 2 Monaten ist unsere Tochter nun schon tagsüber ohne Windeln unterwegs und eigentlich wollte ich schon ganz lange darüber schreiben... Aber irgendwie kam immer wieder etwas dazwischen und irgendwie ist das ja auch ein sehr kontrovers diskutiertes Thema, deshalb habe ich es immer wieder aufgeschoben. Jetzt kommen sie aber, meine Erfahrungen mit einem Krabbelkind, das plötzlich windelfrei sein wollte, und wie Töpfchentraining oder sauber werden bei uns von einem Tag auf den anderen mit 15 Monaten begann.
Anfang April begann unser Mädchen plötzlich, wenn sie auf Toilette musste bzw. irgendeine Veränderung in ihrem Bauch bemerkte, zum Badezimmer zu krabbeln und vehement an die Tür zu hämmern. Ich fragte sie dann, ob sie auf Toilette müsste und sie signalisierte "ja". Also nahm ich sie so schnell wie möglich mit ins Bad und fragte sie, ob sie sich auf ihr Töpfchen setzen wollte. Wieder ein Ja. Dann ging es los, in Sekundenschnelle den Body aufknöpfen, Windel ab und Kind hinsetzen. Was dann ganz oft passierte, sie rülpste oder pupste. :)

Das Töpfchen stand seit Anfang des Jahres bei uns im Badezimmer neben der großen Toilette und ich erklärte unserer Tochter einmal kurz, was es damit auf sich hatte. Dann war das Thema aber erledigt, weil sie kein großes Interesse zeigte. Sie kam aber immer häufiger ins Bad gekrabbelt, wenn ich dort war und ich sagte ihr auch, wenn ich kurz ins Bad ging, dass ich mal auf Toilette müsste. Tagsüber hatte ich ungefähr einen Monat vorher bemerkt, dass ihre Windel immer über einen längeren Zeitraum (2-3 Stunden) trocken und dann plötzlich ganz voll war. Das war in meinen Augen eines der ersten Anzeichen, dass sie ihre Exkremente "kontrollieren" lernte.

Über den Zeitraum von einer Woche landete aber auch immer mal wieder tatsächlich ein "Geschäft" im Töpfchen und ich begann zu recherchieren. Können Kleinkinder mit 15 Monaten wirklich schon trocken werden (wollen)? Wenn ja, wie soll das funktionieren, wenn sie nichtmal laufen kann? Ich fand Informationen jeder Art, dass das noch zu früh sei, Berichte von Familien, die windelfrei ab der Geburt praktizierten und Hinweise, dass Kinder nach dem 75 Wochen Schub bzw. mit etwa 18 Monaten die Fähigkeit, Urin und Stuhl zu kontrollieren, ausbilden können.

Besonders hilfreich fand ich die Seite windelwissen.de von Julia Schmidt, auf der es viele Tipps und Erfahrungsberichte zum Thema Trocken werden, Sauber werden und Töpfchentraining für Kinder jeden Alters gibt. Natürlich findet man auch dort kein Patentrezept, aber in jedem Fall Hilfreiches und ein paar Ideen, wie das Trocken werden mit so kleinen Kindern funktionieren kann.


Nach dieser einen Woche mit Überraschungserfolgen und Nachforschungen hatte ich mich entschlossen, es einfach darauf anzulegen und zu versuchen. An einem Donnerstag Mitte April machten wir nach dem Mittagsschlaf die Windel ab und keine mehr dran. Ausgerechnet an diesem Nachmittag waren wir bei einer Freundin eingeladen. Ich fragte sie kurz, ob es ein Problem wäre, wenn wir unseren Windelfrei-Testlauf bei ihr starten würden und sie lachte nur. Sie hat selbst 2 große Kinder und meinte, sie wäre Profi im Aufwischen, falls es nötig werden würde. So fuhren wir also mit Handtuch als Unterlage im Autositz und Töpfchen in der Tasche zu ihr.

An diesem Nachmittag kam es zu einem Unfall und meine Freundin wischte tatsächlich absolut professionell das kleine Malheur auf. :) Ansonsten verlief der erste windelfreie Nachmittag aber super und ein kleines Geschäft landete auch im Töpfchen.

Für nachts hatte ich keinen Plan und wollte einfach sehen, wie unsere Tochter reagiert, wenn ich ihr abends wieder ein Windel anzog. Es war überhaupt kein Problem und ist es bis heute nicht. Nachts waren ihre Windeln übrigens schon vor dem Beginn unseres Töpfchentrainings für längere Zeit trocken bzw. war der Urin morgens, wenn ich ihr die Windel auszog noch warm, also wirklich erst nach dem Aufwachen in der Windel gelandet. Das war auch eines der Zeichen, das mich bestärkte, es mit dem Sauber werden so früh zu versuchen.

Tag 2 des Töpfchentrainings war die absolute Katastrophe. Nicht das Kind musste trainiert werden, sondern ich. Mit so einem kleinen Menschlein muss man extrem aufmerksam sein. Damals sagte unsere Tochter noch "Bauch", wenn sie los wollte in Richtung Töpfchen und ich konnte ihre nonverbalen Zeichen noch nicht richtig deuten. Wir besaßen zu dem Zeitpunkt genau 3 Unterhosen, die ihr passten, und die wusch ich an diesem Tag ziemlich oft. Mir kamen leichte Zweifel auf, ob das die richtige Idee gewesen war.

Tag 3 war aber der totale Erfolg und komplett unfallfrei, unser Mädchen war sogar mit ihrem Töpfchen bei Opa auf der Arbeit auf Toilette. :) Wie ein Profi! Der Tag gab uns bzw. mir das nötige Selbstbewusstsein, um windelfrei weiter durchzuziehen. Wir waren an diesem Tag unterwegs, einkaufen und legten mehrere kurze Strecken mit dem Auto zurück und wirklich nichts ging schief.


Danach ging es immer wieder auf und ab und ich geriet immer mal wieder ins Grübeln. Allerdings hat unser Mädchen seit diesem Nachmittag im April tagsüber wirklich keine Windel mehr getragen. Das Bisschen mehr an Wäsche ist nichts im Vergleich zu den Müllbergen, die wir hier vorher immer produziert haben. Unsere Tochter ist glücklich ohne Windeln und geht inzwischen auch auf ganz normale "große" Toiletten. Die Zeit, in der wir mit Töpfchen unterwegs sind, scheint sich dem Ende zuzuneigen.

Die Vorteile von frühem Trocken werden liegen für uns auf der Hand. Das Wichtigste ist aber, dass unser Mädchen diesen Schritt selbst initiiert hat und wir ihr vertraut haben. Sie ist stolz wie Oskar mit ihren "Schlüppis" und ich denke, dass es auch nicht mehr lange dauern wird, bis sie ihre Nachtwindel nicht mehr haben möchte. Im Moment sind 5-8 Nächte in Folge trocken. Schaffen wir es morgens nicht, schnell genug aufzustehen, landet der Morgenurin dann darin. Seit neuestem möchte unser Mädchen, wenn sie nachts aufwacht, auch auf Toilette und macht dann auch immer etwas. Geweckt habe ich sie für einen Toilettengang noch nie. Auch damit hat sie einfach von selbst angefangen.

Wenn unsere Tochter sehr müde ist, dann fragen wir sie, ob sie auf die Toilette muss bzw. schlagen ihr vor, mal dort hinzugehen. Wenn wir alle sehr müde sind (unser Kind steht immer mal wieder phasenweise gegen 5 Uhr auf), dann kommt es ab und an noch zu Unfällen. Wir haben inzwischen aber schon längere Autofahrten, alle möglichen Erledigungen, Shoppingtrips und Besuche ohne Windel, aber mit Töpfchen im Gepäck, erfolgreich hinter uns gebracht.

Alles in allem ist das Sauber werden in diesem frühen Alter viel weniger dramatisch, als ich es mir vorgestellt habe. Wir haben nicht mehr mit dem wunden Po zu kämpfen, es geht viel hygienischer zu und brauchen uns über den heißen Sommer und das "Kochen" in der Windel keine Gedanken mehr zu machen. Ich denke, dass ich ein bisschen mehr Wäsche wasche als in der Windelzeit, obwohl wir da ja auch Phasen hatten, in denen die Windeln vor allem nachts einfach ausgelaufen sind. Nimmt sich wahrscheinlich alles nichts. :) 

Jedem, der im Krabbelalter oder vor den empfohlenen 2,5 Jahren mit dem Töpfchentraining anfangen will, kann ich es nur empfehlen! Allerdings tatsächlich mit der "Ganz-oder-Gar Nicht-Variante". Mit Windeln ist sauber werden in meinen Augen unmöglich und suggeriert dem Kind irgendwie auch, dass man ihm nicht vertraut.

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